Bergen (etwa 15.000 Einwohner, bis 2011 Kreisstadt) ist Verkehrsknotenpunkt im Zentrum der Insel. Ein Anziehungspunkt der Stadt ist ohne Zweifel der auf dem Rugard (91 m ü. NN) 1886 erbaute Ernst - Moritz - Arndt -Turm. Er misst 26,7 m und bietet bei guter Sicht einen hervorragenden Überblick über die Insel. Umgeben ist er von den Resten eines Burgwalls, der zeitweilig auch als Fürstensitz gedient hat.  Die Stadt hat eine lange Geschichte. Bereits zwölf Jahre nach der Christianisierung der Inselbevölkerung war im Jahre 1180 mit dem Bau der sehenswerten Bergener Marienkirche begonnen worden. Sie wurde 1193 als Klosterkirche geweiht und diente ab 1380 auch als Pfarrkirche. Teil der westlichen Außenwand ist ein Grabstein, der vermutlich einen wendischen Priester darstellt. In unmittelbarer Nähe der Kirche errichtete man gleichzeitig ein Nonnenkloster. Es bestand bis zur Reformation und wurde nach größeren baulichen Veränderungen 1732 bis 1736 in ein adliges Damenstift umgewandelt. In den 90ziger Jahren begannen auf diesem Areal umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die bis heute andauern. Neben dem Stadtmuseum beherbergen die Gebäude nun eine Gaststätte und einige sehenswerte Schauwerkstätten. Obwohl als Folge des Erlöschens des rügenschen Fürstenhauses im Jahre 1325 die Insel Rügen und das zugehörige Gebiet auf dem Festland an das Herzogtum Pommern-Wolgast fiel und damit an Stelle der Stadt Garz nun Bergen mehr in den Vordergrund rückte, erhielt der Ort erst im Juni 1613 das Stadtrecht. Er hatte dafür 800 Taler zu zahlen.  Durch die Lage der Stadt bedingt, befand sich bis 1891 im Stadtzentrum, nahe der Marienkirche, ein Marktpfuhl. Er war Viehtränke, Feuerlöschteich und Ärgernis zu gleich. Durch den Bau des heutigen Postgebäudes verschwand er. Der Maurermeister und Senator Freese hatte es auf eben diesem Marktpfuhl errichtet.  Ältestes Haus der Stadt und eines der ältesten Häuser Rügens ist das auf dem Bergener Marktplatz stehende „Benedixhaus“. Es wurde 1535 als Fachwerkhaus nach einem großen Stadtbrande erbaut und beherbergt heute die Stadtinformation.  Einer der größten Söhne der Stadt ist Theodor Billroth. Er gehört mit zu den bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts und wurde am 26.04.1829 in Bergen geboren. Nach dem Studium der Medizin in Greifswald, Göttingen und Berlin erhielt er mit 31 Jahren eine Professur für Chirurgie in Zürich. Acht Jahre später ging er nach Wien und führte hier am 29.01.1881 die erste erfolgreiche Magenresektion durch. Zu seinem Freundeskreis zählte u .a. Johannes Brahms. Er starb am 06. 11.1894 in Opatija (Istrien/Kroatien). In Bergen trägt die Straße, in der sich sein Geburtshaus befindet, seinen Namen. R.R. (Text und Fotos)   Hotels auf Rügen
Die Stadt Putbus, im Süden der Insel gelegen, war im Jahre 1810 von Fürst Wilhelm Malte von Putbus gegründet worden. Sie erhielt jedoch erst 1960 Stadtrecht. Am 11.08.1855 bekam Putbus die erste Telegrafenstation der Insel Rügen. Mit dem 15.08.1889 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz der Insel durch die etwa 10 km lange Strecke Bergen – Putbus. Am 22.07.1895 wurde die Kleinbahn (Rasender Roland) Putbus – Binz eröffnet (1896 Weiterführung nach Sellin, 1899 bis nach Göhren), im Jahre 1896 die Kleinbahnstrecke Putbus - Altefähr (eingestellt 1967). Seit 1997 ist Putbus (2600 Einwohner, einschließlich der Ortsteile Lauterbach, Neuendorf, Wreechen usw.- ca. 5000 Einwohner) mit seinem klassizistischen Stadtkern staatlich anerkannter Erholungsort. Die Fürsten von Putbus führten ihren Ursprung auf Stoislav, einen Bruder des Rügenfürsten Jaromar I. zurück, sie waren ehemals Freiherrn. Die rügensche Linie starb 1702 aus. 1727 erhob Kaiser Karl VI. den Freiherrn Malte I. aus der dänischen Linie in den deutschen Reichsgrafenstand, 1807 erfolgte die Erhebung in den schwedischen Fürstenstand. Im Jahre 1854 starb auch dieses Geschlecht aus und die Herrschaft ging an einen Enkel, den Grafen Wylich von Lottum über. Putbus hat eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, darunter das 1818 errichtete Friedrich-Wilhelm Bad (Badehaus Goor). Die Stadt wurde seinerzeit das Luxusbad und ein Sammelpunkt des Adels und weiterer hochgestellter Persönlichkeiten (König Friedrich Wilhelm IV., Alexander von Humboldt, der König von Dänemark usw.). Sehenswert ist auch das Theater, das einzige auf der Insel, erbaut 1819 bis 1821 nach Entwürfen W. Steinbachs. Es wurde in den Jahren 1992 bis 1998 aufwändig restauriert.  Das Schloss Putbus war 1825-32 nach Entwürfen Schinkels umgebaut und 1865 nach einem Brand erneuert, jedoch 1962 nach Jahren des Verfalls leider abgerissen worden. Einen Besuch wert ist auch der 75 ha große Schlosspark mit seinen seltenen Bäumen und dem Tierpark. Hier findet der Besucher auch die Orangerie (erbaut 1824, bis 1945 Gewächshaus, heute Ausstellungszentrum), den Marstall (1824 erbaut als Reit- und Pferdestall, nunmehr für kulturelle Zwecke genutzt) und den 1846 erbauten Kursaal (1891/92 als Kirche umgebaut). Erwähnung verdienen auch das 1833 errichtete und 1836 an den preußischen Staat als „Pädagogium regium“ übergebene Pädagogium. Es diente 1946 bis 1975 der Ausbildung von Lehrern, war danach Schule für schwerhörige Kinder und ist jetzt IT-College.. Text und Fotos (Markt, Fürst Malte von Putbus, Orangerie, Theater) R.R. Die Stadt Saßnitz ist aus den benachbarten Orten Saßnitz (Fischerdorf im Osten) und Crampas (Bauerndorf im Westen) hervorgegangen. 1767 wurden in Crampas 41 und in Saßnitz 77 Einwohner gezählt. Erste Badegäste registrierte man im Jahre 1824. Dieser neue Erwerbszweig entwickelte sich allerdings nur langsam. 1857 wählten z. B. 200 Gäste Saßnitz und nur 5 Gäste Crampas als Sommeraufenthalt. Ab 1860 begann dann die eigentliche Umwandelung der beiden Dörfer zu Badeorten. Es entstanden in der Folgezeit u. a. Hotels, Fremdenheime, Pensionen, ein Damenbad am „Schwanenstein“ (heutiger Molenfuß) und ein Herrenbad bei „Klein-Helgoland“ (beide wurden 1912 abgebrochen) sowie 1874 auch die „Waldhalle“ zwischen Saßnitz und dem Königstuhl. Am 24.07.1883 wurde nach dreijähriger Bauzeit die Johanniskirche geweiht. Die Attraktivität der Badeorte nahm weiter zu. Waren es 1890 in Crampas 2.680 und in Saßnitz 5.522 Kurgäste, so verdreifachte sich deren Zahl bis zum Jahre 1913 auf insgesamt 26.585. 1890 weilten auch die deutsche Kaiserin und ihre Kinder als Kurgäste in Saßnitz. Der längst fällige Bau eines Hafens begann 1889. Er war für die Fischerei, den Kreidetransport und für den Personenverkehr unabdingbar geworden. Eine 1430 m lange Mole (1889 – 1896) gab ihm Schutz und Gepräge. Nahtlos fügte sich auch die 1891 fertig gestellte Eisenbahnstrecke Bergen – Saßnitz in diese positive Entwicklung ein. Bereits 1861 liefen erste Ausflugsschiffe der Stettiner Reederei „Braeunlich“ Saßnitz an, jedoch erst nach der Fertigstellung des Saßnitzer Hafens konnte man die Vorteile eines regen Schiffsverkehrs entlang der Rügenschen Küste, zur Insel Usedom und nach Stettin richtig nutzen und weiter ausbauen. Am 11. Juli 1897 löste folgerichtig eine neue Postdampferlinie Saßnitz – Trelleborg die Linie Stralsund – Malmö ab. Sie war ökonomischer zu betreiben. Mit der internationalen Eisenbahnfährverbindung Saßnitz – Trelleborg, im Jahre 1909 mit großem Pomp eingeweiht, stieg dann der Rügener Küstenort zum „Tor nach Skandinavien“ auf. Zuvor hatte es 1906 eine zwar einleuchtende, jedoch nicht von allen Betroffenen begrüßte, Neuerung gegeben. Crampas und Saßnitz wurden zu einer Gemeinde unter dem Namen Saßnitz vereinigt. Den Ort Crampas sucht man daher auf heutigen Landkarten vergeblich. Untrennbar ist Saßnitz auch mit der Kreideindustrie Rügens verbunden. 1928 wurden aus den Jasmunder Kreidebrüchen etwa 500.000 t Kreide in Martinshafen (am großen Jasmunder Bodden) und in Saßnitz verladen und verschifft. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand das Fischkombinat mit einer großen und leistungsfähigen Fischfangflotte und einem ab 1957 eigenständigen Fischverarbeitungswerk. 1963 ging außerdem in Klementelvitz bei Saßnitz ein neues Kreidewerk in Betrieb. Es produziert auch gegenwärtig diesen für die Industrie wichtigen Rohstoff. Die Zahl der Einwohner stieg von etwa 5.000 im Jahre 1931 auf 14.374 im Jahre 1985. Seit 1957 besitzt Saßnitz das Stadtrecht. Politische und wirtschaftliche Gründe führten 1982 zum Bau eines völlig neuen Fährhafens bei Neumukran (jetzt Fährhafen Saßnitz). Vier Jahre danach legte hier die erste Fähre Saßnitz/Mukran – Klaipeda (Memel) ab. Wenn auch das Badeleben für Saßnitz keine Rolle mehr spielt, der Hafen der Stadt und der nahe Nationalpark Jasmund, mit seinem herrlichen Buchenwald, der imposanten Kreideküste, dem Herthasee und dem Königstuhl haben ihre Anziehungskraft auf Besucher aus Nah und Fern nicht eingebüßt. Fotos und Text: R.R.
Garz, die ehemalige Ackerbürgerstadt im Südosten der Insel Rügen, ist die älteste und mit ca. 1800 Einwohnern auch die kleinste Stadt der Insel. Ihr wurde etwa 1316/17 durch Fürst Wizlaw III das Stadtrecht verliehen. In Garz wurde 1234 die Stadtgründungsurkunde Stralsunds ausgestellt. Der noch heute zu besichtigende Burgwall ist ein Überrest des ehemaligen Fürstensitzes „Charenza“.N ach der Eroberung von Arkona zerstörten 1168 die Dänene hier ebenfalls einen heidnischen Tempel. Ab 1896 besaß Garz einen eigenen Kleinbahnanschluss, der allerdings nach 1945 demontiert wurde. Der wohl bekannteste Sohn der Stadt ist Ernst Moritz Arndt, der Namenspatron der Greifswalder Universität. Das Dorf Groß Schoritz (mit Arndts Geburtshaus) ist Ortsteil der Stadt. In der evangelischen Kirche St. Petri (Baubeginn war Mitte des 14.Jahrhunderts) war Arndt getauft und konfirmiert worden. Ernst Moritz Arndt, Sohn eines zum Gutspächter aufgestiegenen Leibeigenen, war als Schriftsteller, Publizist und Politiker berühmt geworden. Bekannte Lieder sind u.a.: "Der Gott der Eisen wachsen ließ" und "Was ist des Teutschen Vaterland?". Arndt hatte Geschichte und evangelische Theologie studiert und war später Professor für Geschichte in Greifswald (später auch in Bonn). A. hatte sich mit Erfolg für die Abschaffung der Leibeigenschaft im schwedischen Vorpommern eingesetzt. Während der französischen Besatzung verfasste er einen Aufruf zum Kampf gegen Napoleon, worauf er nach Schweden fliehen musste. Arndt ergriff leidenschaftlich Partei für die deutsche Sache. Er war Verfechter eines deutschen Nationalstaates unter preußischer Führung. In Bonn wurde er als Opfer der so genannten Demagogenverfolgung seines Amtes enthoben (später rehabilitiert). A. war Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Gestorben ist Arndt in Bonn im Jahre 1860. Fotos: R.R Der Gott, der Eisen wachsen ließ, Der wollte keine Knechte, Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß Dem Mann in seine Rechte, Drum gab er ihm den kühnen Mut, Den Zorn der freien Rede, Daß er bestände bis aufs Blut Bis in den Tod die Fehde.(Ernst Moritz Arndt)